Wenn jemand die schwärzesten Bilder für die Zukunft malt, oder davon spricht das jede Unternehmung ohnehin schief geht, bezeichnet man diese Person als Unke. Am 21. 08. 2022 las ich im Kurier ein Interview von einem Professor für Klimapolitik an der BOKU namens Dr. Reinhard Steurer. Jetzt weiß ich, dass ich nicht zu dieser Lurchart gezählt werden darf.
Ich dachte immer, dass ich alles viel zu pessimistisch sehe, was die Zukunft der Menschheit angeht, aber anscheinend bin ich nicht allein damit. Die Langversion des Interviews findet man auch hier: www.kurier.at/Klima, allerdings kann man es nur ganz lesen, wenn man ein E-Abo hat. Die Zitate stammen aus der Papierversion des Kuriers.
Was sagt er zu Rekordtemperaturen, schweren Unwettern, Waldbränden und Wassermangel?
“Normal war einmal. Jetzt sehen wir den Anfang einer Entwicklung hin zu immer neuen Extremen. ‘Das hat es noch nie gegeben’, wird sozusagen die neue Normalität […] Was jetzt bei 1,2 Grad globaler Erhitzung passiert, ist also nur ein Vorgeschmack auf das, was uns bei 2 oder 3 Grad erwartet. 3 Grad mehr global, 5 bis 6 Grad mehr in Österreich, darauf bewegen wir uns derzeit zu, im Laufe dieses Jahrhunderts. […]”
Prof. Dr. Reinhard Steurer, BOKU; Kurier vom 21. 08. 2022, “Die brutalen Fakten der Klimakrise” von G. Gaul und B. Hanisch
Wer genau gelesen hat, dem entging nicht die 3 Grad global = 5 bis 6 Grad in Österreich.
In dem Buch “Das Ministerium der Zukunft”, einem Roman von Kim Stanley Robinson, sterben die Menschen bei 50 Grad Außentemperatur in Indien. Panikmache?
“Viele glauben, an einer Hitzewelle sterben nur Alte und Kranke. Das Buch macht deutlich, dass ab einer bestimmten Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit so gut wie jeder binnen weniger Stunden stirbt, weil der Körper sich nicht mehr durch Schwitzen kühlen kann. Bei unserem derzeitigen Kurs ist nicht die Frage ob so ein Massensterben passieren wird, sondern wann und wo das sein wird. […]”
Prof. Dr. Reinhard Steurer, BOKU; Kurier vom 21. 08. 2022, “Die brutalen Fakten der Klimakrise” von G. Gaul und B. Hanisch
Wir kennen diese “tödliche” Kennzahl schon: die Kühlgrenztemperatur. Zum letzten Satz bleibt mir nichts mehr zu sagen, als dass mir die Unke im Halse stecken bleibt.
Zur Frage: “Wissen die Menschen, welche Auswirkungen unser Klimakurs haben wird?”
“Nein, die meisten können sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie katastrophal es werden wird, wenn wir den Kurs nicht doch noch rasch ändern. Viele glauben, es wird nur die anderen treffen, in Afrika oder Asien. Das ist Unsinn, aber so lebt es sich leichter. Am leichtesten lebt es sich, wenn man die Klimakrise insgesamt verleugnet, verharmlost oder verdrängt. So kann alles so bleiben, wie es ist, bis nichts mehr so ist, wie es einmal war. Wir verbrennen eben nicht nur Öl und Gas, sondern auch unsere Zukunft, wohlgemerkt nicht nur die unserer Kinder und Enkelkinder. […]”
Prof. Dr. Reinhard Steurer, BOKU; Kurier vom 21. 08. 2022, “Die brutalen Fakten der Klimakrise” von G. Gaul und B. Hanisch
Da muss ich gar nichts dazu sagen, es spricht für sich.
Zwei Fragen zusammengefasst in Bezug zu Österreich: “Das kleine Österreich könne keinen spürbaren Beitrag leisten? UND “Österreichische Klimapolitik im Vergleich?”
ad Österreichs Beitrag fällt nicht ins Gewicht: “Das ist eine billige Ausrede, um nichts tun zu müssen. [gekürzt] und ist moralisch falsch. […]”
ad Klimapolitik: “Österreich ist eines von vier Ländern in der EU, das seine Treibhausgas-Emissionen seit 1990 nicht reduzieren konnte. […] Trotz wiederholt verfehlter Ziele wird diese Politik von Wählerinnen und Wählern bis heute belohnt.
Prof. Dr. Reinhard Steurer, BOKU; Kurier vom 21. 08. 2022, “Die brutalen Fakten der Klimakrise” von G. Gaul und B. Hanisch
Was sagt das eigentlich über uns aus, dass wir an Klima- und menschengerechter Politik nicht interessiert sind?
Zur Frage: Warum ist das so [verfehlte Klimaziele und trotzdem wieder gewählt]?
“Weil es uns als Gesellschaft nie primär darum gegangen ist Emissionen zu vermeiden, sondern so zu tun, als ob Klimaschutz wichtig wäre, ob bei politischen Wahlen oder beim Einkauf angeblich klimafreundlicher Produkte. So konnten wir unseren fossilen Lebensstil bis vor Kurzem möglichst billig aufrechterhalten, als gäbe es keine Klimakrise. Ich nenne das Scheinklimaschutz. Wir schützen damit aber nicht unsere Zivilisation vor chaotischen Zuständen, sondern nur unser Wohlbefinden vor einem schlechten Gewissen.”
Prof. Dr. Reinhard Steurer, BOKU; Kurier vom 21. 08. 2022, “Die brutalen Fakten der Klimakrise” von G. Gaul und B. Hanisch
Ich bin der Meinung, dass die Gesellschaft wissen sollte, was auf sie zu kommt – sagt die Unke.