54 Satellite of love or climatetrace

Eigentlich ist “Satellite of love” ein Song von Lou Reed, der mir gerade durch den Kopf groovt, und hat außer einer Assoziation, nichts mit dem Thema zu tun. Aber so arbeitet unser Gehirn eben. Ein Wort hier und man ist mit dem Kopf ganz wo anders. In meinem Fall ist es das Wort Satellite. Die kann man nämlich auch für gute Zwecke einsetzen – für climatetrace nämlich.

Al Gore, den kennst du bereits, hat mit Google, das kennst du auch, NGOs geholfen, mit Hilfe von Satelliten eine globale Karte mit den größten Treibhausgas-Emittenten des Planeten Erde zu erstellen. Diese Karte kannst du in Ruhe hier ansehen: https://climatetrace.org

Man kann allerhand einstellen, wie z. B. den Kontinent, den Staat oder welches Treibhausgas gerade von Interesse ist. Möglich sind Kohlendioxid, Methan, Lachgas, FCKWs oder Kohlendioxid-Äquivalente (CO2E). Wie du bereits weißt, rechnet man für bestimmte Zeiträume (20 oder 100 Jahre) aus, wie treibhauswirksam ein Gas im Vergleich zu CO2 ist. Nehmen wir Methan her. Laut der UN ist es für 20 Jahre 56x oder für 100 Jahre 21x wirksamer als Kohlendioxid. Wenn man 1 t Methan in CO2E umrechnet, dann sind das entweder 56t auf 20 Jahre gesehen oder 21t auf 100. (Warum das so ist, kannst du beim seiteneigenen Wiki nachlesen oder du klickst auf das Wort Methan.) D.h. man rechnet in CO2-Äquivalenten um und kann mit dieser Methode und Einheit verschiedene Treibhausgase unter einen Hut bringen: CO2E – oh yeah! Aber schau dir die Tabelle selbst an.

Mich hat natürlich vor allem Österreich interessiert, denn ich bringe die Dinge lieber bei mir selbst in Ordnung, bevor ich auf jemand anderen zeige. Auf der Karte sind die 25 größten Treibhausgas-Emittenten unseres Landes angeführt. Und für dich persönlich habe ich die Daten aufbereitet, aber nur weil du es bist.

Ich habe dir die schwindelerregenden Zahlen auch noch in Prozenten und nach Bereichen sortiert.

Die 25 größten Treibhausgas-Emittenten Österreichs in Zahlen
Die Zahlen gelten nur für das Jahr 2021 und beziehen sich auf 100 Jahre.
Die 25 größten Treibhausgas-Emittenten Österreichs nach Bereichen in Prozent
CO2E auf 100 Jahre berechnet für das Jahr 2021.

Eigentlich keine Überraschung, denn in der Stahlerzeugung wird Koks eingesetzt. Koks aus Steinkohle, nicht das weiße Pulver! Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist, dass gerade die VOEST auf Wasserstoff umstellen will. Problemchen: die Hochöfen werden für 40 oder mehr Jahre gebaut und umrüsten ist schwierig bis unmöglich, sagt die MIT Technology Review.

Der zweitgrößte Brocken ist der Albtraum der Häuslbauer – die Zementproduktion. Wir denken normalerweise nicht darüber nach, wenn wir etwas mauern, verputzen, verfliesen etc., aber die Herstellung von Zement frisst unheimlich viel Wärmeenergie – vermutlich aus Erdgas. Aber auch durch das Brennen von Kalkstein wird zusätzlich Kohlendioxid freigesetzt. Man kann es glauben oder nicht, aber auch hier gibt es Absichtserklärungen für eine bessere Produktion. Erwähnte ich schon, dass ich ein Ungläubiger bin – nur so nebenbei. Nur Taten können daran etwas ändern, Absichten sind bei mir wirkungslos.

Auf Platz 3 ist die Ölraffinerie in Schwechat. Das ist nur die Aufteilung des Erdöls in die Produkte, die wir verbrennen: Benzin, Diesel, Heizöle etc. Der Oberhammer ist jedoch, dass die 14 größten Emittenten der WELT Erdöl/Erdgasfelder sind. Nicht nur die Raffinierung und die Verwendung sondern auch schon die Gewinnung von Erdöl erzeugt Treibhausgase. Darum ist es wichtig bei Gegenüberstellungen von Fahrzeugkonzepten immer “well to wheel” zu vergleichen. (Gewinnung des Treibstoffes bis zur Verwendung im Fahrzeug)

Die Luftfahrt in Ö nimmt den 4. Platz ein. Auch wenn der Flughafen Schwechat bis 2023 CO2-neutral sein will, dann gilt das nur für die Gebäude und interne Abläufe, aber nicht für die Flugzeuge selbst, deren Betrieb extrem umweltschädlich ist. NEIN, WIR BRAUCHEN KEINE 3. PISTE!!!! Damit das auch einmal klar ist.

Es gibt U-Bahnen, Züge, Schnell- und Straßenbahnen, Busse und sogar Radwege, aber der Straßenverkehr von Wien hat es sogar auf den 5. Platz geschafft. Wie blöd ist das denn? Kein Kommentar!

Kaufen und wegschmeißen ist ist das fundamentale Gesetz der Wegwerfgesellschaft, darum hat es last but not least die Mülldeponie Rautenweg in Wien in die Top 6 geschafft. Amüsanterweise ist bei der Deponie ein riesiger oranger Würfel aufgestellt, der das Volumen von einer Tonne CO2 darstellen soll. Gelungen!

Insgesamt haben wir 2021 Treibhausgase im Umfang von 82,48 Millionen Tonnen CO2E (100 Jahre) lt. climatetrace.org ausgestoßen. Ich habe mir zum Vergleich Länder herausgesucht, die ungefähr 9 Mio. Einwohner haben. Israel liegt bei 95,23 Mio. t, die Schweiz bei 48,29 Mio. t und Togo nur bei 13,48 Mio t. Vielleicht liegt es doch auch an unserem überbordenden Lebenswandel? “Walk on the wild side” ah du du du … Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter … ah du du du.

Bleib cool auch wenn es heute kalt ist.

6 Gedanken zu „54 Satellite of love or climatetrace“

  1. Schade, dass es nicht Straßenverkehr in ganz Österreich gibt. wenn man bedenkt, dass es in nö bis auf den Zubringerverkehr zu den Wiener Öffis praktisch keine vernünftigen öffentlichen Verkehrsmittel gibt, muss der Straßenverkehr alleine größer als Wien sein. vor allem nachdem gerade Landleute gerne jeden Fußweg (außer Sport/Rekreation) vermeiden und auch gerne den Motor laufen lassen, während sie im Geschäft sind (z.b. heute in Windisch -Minihof um ca 17:30 beobachtet), muss der Verkehr in ganz Österreich sogar die voest einstecken.

    trotzdem traue ich mich zu behaupten, dass die Einsparung bei einem zentralen Punkt, wie es die voest ist, mehr Effizienz bringt, als der dezentrale und demnach auch langwierige weg über den Verkehr. vielleicht ist die voest auch schon ausgereizt. was weiß ich…

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    • Der Satellite könnte sicher auch die Emissionen von ganz Österreich dedektieren, aber vermutlich wäre es ein viel größerer Aufwand. Die größten Emittenten zu präsentieren, ist wahrscheinlich der sinnvollere Weg. Der Zubringer zu den Öffis in Wien ist tatsächlich noch verbesserungswürdig, vor allem in der ländlichen, zersiedelten Gegend.

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      • ja, da sieht man, wie wichtig der Politik der Klimaschutz ist.

        die U-Bahn bis zum Flughafen (ohne Zonengrenze) wäre Mal eine Idee.

        oder Stockerau… … wenigstens Klosterneuburg… … SCS… wenn ich daran denke, wie viele mit dem Auto dort hinaus fahren…

        naja… wenigstens haben wir wieder ein Formel 1 Rennen in Österreich, sogar mit Sprintrennen… juhuuuu

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    • Zwei meiner Freunde sind Unternehmer und sie beschweren sich eigentlich nur über eine Sage bezüglich der Politik: sie schafft keine Planungssicherheit. Wenn Förderungen gemacht werden muss es einen Rahmen geben wie lange sie gewährt wird. Und Zack! Die Förderung für E-Autos wird abgeschafft, weil kein Geld mehr da ist – wen wundert es nach den Gießkannen-Aktionen. ABER die meisten E-Autos wurden von Unternehmen gekauft. Das Ziel den Individualverkehr zu dekarbonisieren ist wieder weiter weg gerückt. Wenn die Planungssicherheit gegeben ist, machen die Unternehmer*innen häufig das Richtige, von sich aus, weil sie auch Eltern und Großeltern sind.

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      • das mit dem Wegfall der Förderungen kann man verstehen, wenn auch die Förderungen für jegliche fossile Energieträger wegfällt…

        sollte dies nicht der Fall sein, liegt es nicht am Geldmangel, sondern…

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