56 Fracking ist nichts für Sensible

Mit dem Angriff auf die Ukraine hat Russland eine energetische Denkkaskade ausgelöst. Sobald eine vermeintliche Knappheit von Erdgas in den Köpfen herumschwirrte, dachte man über Alternativen nach. Statt beim totalitären Aggressor wurden auf der arabischen Platte Lieferanten gesucht. Viel besser! (zwinker, zwinker) Im Zuge dieser Überlegungen kam auch das Thema „Fracking in Österreich“ wieder auf.

Schauen wir uns so eine Fracking-Förderung von Erdgas an. Der rechte Teil des Bildes, welcher “unkonventionelle Lagerstätten” zeigt, ist der interessante.

Von MagentaGreen – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, wikipdiea

Wie funktioniert Fracking prinzipiell?

Wasser und Chemikalien wird mit hohem Druck, und wir sprechen hier von ca. 300 bis 1000 bar, in das Bohrloch gepresst, damit das Gestein der Lagerstätte Risse bekommt. Diese Spalten werden mit Stützmittel und anderen chemischen Stoffen offen gehalten. Sollte der Druck nicht ausreichen, wird das Wasser mit Substanzen vermischt, welche die Rissbildung erleichtert. Durch diese Risse entweicht das Erdgas, welches gefördert wird. Quelle

BEER (Bio Enhanced Energy Recovery)-Fracking?

Um diese Methode geht es in Österreich. Prof. Herbert Hofstätter von der Montan-Uni in Leoben hat ein anderes Verfahren entwickelt. Hier wird Wasser mit Kaliumkarbonat (Pottasche) in die Gesteinsschicht gepresst. Als Stützmittel werden Keramik, Sand oder Glaskügelchen verwendet. Die verpönten Chemikalien, der konventionellen Methode, soll hier durch Maisstärke ersetzt werden. Es soll wesentlich günstiger und umweltschonender sein. Quelle

Es ist nicht natürlich nicht so einfach, wie ich es geschildert habe. Das sollte klar sein. Du kannst deine Nase in ein Paper über diese Methode aus der Abteilung der Montan-Uni stecken, damit du eine Idee davon bekommst.

Die BEER-Methode wurde vor Jahren patentiert und die OMV wollte es schon 2012 im Weinviertel einsetzen. Quelle

Eine Liste von den Substanzen, die im konventionellen Verfahren verwendet werden, kannst du hier nachschlagen. Du musst relativ weit nach unten scrollen, damit du sie findest.

Umweltgefahren

Seismische Auswirkungen

Durch das Einpressen der Flüssigkeit, können Erdbeben entstehen. Wo seismische Spannungen schon vorhanden sind, ist dieser Effekt größer. In der Schweiz gab es Erdbeben, zwischen 1,5 und 3,4 auf der Richterskala. Quelle Ab 4 können Risse in den Hauswänden auftreten. Quelle Es ist bei uns zwar unwahrscheinlich, dass es zu einem größeren Beben kommt, aber … kann man es 100% ausschließen? Ich wurde von einem schon geweckt. Mein selbstgetischlertes, garantiert nicht eisenfreies Bett hat derart geklappert während des Bebens, dass ich wach wurde. Das war gruselig. Für Immobilieneigentümer stellen sich dann folgende Fragen, wenn es doch zu Schäden kommt: Wer zahlt die Reparaturen? Wie weist du den Zusammenhang zwischen Fracking und Gebäudeschaden nach? Die Erdbebengefährdung kannst du hier nachschauen.

Wasser

Beide Verfahren brauchen Unmengen an Wasser. Bei beiden Verfahren werden Chemikalien eingesetzt, auch wenn das BEER-Verfahren umweltschonender ist. Als Laie stelle ich aber trotzdem die Trinkwasserversorgung an die erste Stelle. Verunreinigungen wird es vermutlich da wie dort geben, und zu glauben, dass es keine Leckagen oder Unfälle gibt, fände ich naiv. Passieren kann immer etwas!

Wer das Thema Fracking auf dem Radar hatte, weiß dass sich in den USA durch diese Förderart Erdgas mit Grundwasser vermischen kann. Wer einen Hausbrunnen hat, ist für Fracking nicht mehr Feuer und Flamme. Der ARD hat eine Reportage zum Thema Fracking gemacht und hat die Eigenschaften dieses Wasser-Erdgas-Gemisches gezeigt. Die findest “brennendes Wasser” bei der Zeitmarke 0:28.

Fläche und Lärm

Wer sagt, dass Windkraftanlagen die Gegend verschandeln, mag ein Ästhet sein, aber dann muss das auch für Bohrtürme, Chemikalientanks, Wasseraufbereitungsanlagen etc. gelten. Wer Druck erzeugt braucht Pumpen, die Lärm erzeugen. Hier nachzulesen.

Mehr Quellen

Hier findest du noch andere Informationsquellen:
Profil
Industriemagazin
FAZ
Quarks
Lesch

Meine Meinung

Wenn die BEER-Methode billiger und umweltfreundlicher ist, dann würde sie bereits eingesetzt. Amerikaner können kaum dem Wort billiger widerstehen, wenn ihnen damit mehr Gewinn überbleibt. Seit ungefähr 10 Jahren hatte die fossile Welt Zeit, die Methode einzusetzen – hat es aber anscheinend noch nicht getan. Der Erfinder möchte sein Werk endlich umgesetzt wissen, dafür hat er hart gearbeitet. Das respektiere ich. ABER:

Dieses ganze Geld, welches durch die Köpfe der Fracking-Befürworter schwebt, könnte man in die Errichtung von Windkraftanlagen, Stromspeicher, Wasserstoff-Elektrolyseure, Geothermiebohrungen etc. stecken. Alles ist besser als wieder Anlagen zur Förderung fossiler Brennstoffe zu errichten. Damit muss endlich Schluss sein. Was Erdgas verursacht kannst du hier nachlesen.

Deswegen habe ich auch die Petition von Greenpeace unterzeichnet.

Bei dem Thema bleib leider nicht cool. Bis demnächst!

3 Gedanken zu „56 Fracking ist nichts für Sensible“

  1. da kommt man doch ins Grübeln…

    Wasserstoff als Speicher ist zu unwirtschaftlich, weil 40 % verloren gehen.

    und wenn die Technik Hochdruck unter der Erde hinkriegt, wird sie es bei Wasserstoffspeichern auch schaffen. und Sonnenenergie verpufft täglich auf unseren Dächern…

    die geschätzte Leserschaft ahnt schon, worauf es hinaus läuft….

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    • Vermutlich sind Pump-Wasserkraftwerke die günstigste Lösung, aber um Wasserstoff für die Industrie und den Schwerverkehr kommen wir ohnehin nicht herum. Es gibt nicht DIE Speicherlösung, wir brauchen ein Orchester an Speichermedien nicht nur die 1. Geige.

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  2. eh, Pumpspeicherkraftwerksmöglichkeiten sind, so weit ich es verstanden habe, europaweit ausgeschöpft.

    es ist wieder Mal die Politik, bzw. deren Geldgeber, (sorry, die Geldgeber der Politiker, nicht der Politik, denn das wären ja Steuereinnahmen), die die einzig vernünftige Lösung unterbinden. (und sich das Geld über Förderungen wiederholen) – ups, das war ein Gedanke, der sich selbst getippt hat. ich bitte verehrte Leserschaft, ihn nicht zu beachten…

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