Eine Umwelt-Serie des ARD heißt “Wir können auch anders”. Die Kritik der Welt ist nicht besonders – besonders gut nämlich. Die Zeit stößt in ein anderes Horn, doch der Ton ist ähnlich. In dem Artikel mokiert man sich darüber, dass der Ernst der Lage weggelächelt wird und wenn man ein paar Pflänzchen selber zieht ist alles wieder gut. Ja stimmt, aber aus meiner eigenen Sicht der Dinge bin ich froh, wenn dieses Thema nett und lustig rüberkommt. Ich mag die Serie. Es ist nämlich verdammt frustrierend, wenn man Tag täglich bemerkt, dass das Wissen um die kommende Katastrophe bei den Menschen immer noch nicht angekommen ist. Früher hätte ich noch geschrieben: “die drohende Katastrophe”, aber über dieses Stadium bin ich schon hinaus. Die Menschen schauen weg wenn es unangenehm für sie wird, da kommt man mit ein paar Jokes vielleicht weiter.
Die Lobbyisten der Öl-Firmen und Autohersteller konnten sich mit den E-Fuels wieder durchsetzen. Der ineffizienteste Treibstoff für Autos hat gewonnen (siehe auch 67 unten). Die Ölfirmen können ihr Tankstellennetz weiter verwenden, greifen ordentlich Subventionen ab, die für wichtigere Projekte dann fehlen, aber die lärmstarken, alten Männer mit “Hydraulikproblemen” in ihren teuren Angeberautos freuen sich schon. Möglicherweise wird es aber auch ein veritabler Bauchfleck, wenn Otto und Ottilie Normalverbraucher sich diese E-Fuels nicht leisten können. “Der Markt wird es schon regulieren”, sagt mein Manager-Freund. Das könnte ja auch einmal für die gute Sache funktionieren.
Hier der versprochene Link zu einem Video, der die Problematik der E-Fuels erklärt: Doktor Whatson
Zurück zu “Wir können auch anders”. Das manchen Menschen sehr wohl bewusst ist, was auf uns zu kommt, und dafür bedroht werden ist die andere Seite der Medaille. Der Vizebürgermeister von Gent, Filip Watteeuw, bekam Todesdrohungen und hat sechs Wochen Polizeischutz erhalten. Sie haben die Umstellung auf autofreie Innenstadt zwei Jahre lang diskutiert und an einem Wochenende umgesetzt. Eine zeitlang später bekam er Dankschreiben von den Bürger*innen. Gerade was in Städten verkehrstechnisch möglich ist, finde ich betrachtenswert.
Ich habe auch zwei gute Beispiele für “Wir können auch anders”. In der Freizeit-Beilage des Kuriers wurden unlängst die Gemüsegärnterei Krautwerk erwähnt. Saskia Dietz und Robert Brodnjak arbeiten nach der Market-Gardening-Methode. Sie ernten 3 – 4 Mal pro Jahr, das Gemüse hat die Bio-Qualität, die von Nobelgastronom*innen gerne in Anspruch genommen wird. Das Wunderbare an der Story ist aber, dass sie sich auf 1 ha verkleinert haben, sich 6 Vollzeitmitarbeitern*innen leisten können und pro Jahr mindestens € 70.000,- erwirtschaften. Der Ertrag für konventionellen Weizenanbau wird mit € 700,- pro Hektar angegeben. Man findet sie am Samstag zwischen 7:00 und 13:00 am Karmelitermarkt oder du schaust auf ihre Seite, die leider nur eine Facebook-Seite ist. Da wäre noch Luft nach oben.
Beispiel Nummer 2 ist die Fleischloserei von Silke Bernhardt. Wenn man nicht ganz eingeschränkt im Essverhalten ist, Stichwort: “Schnitzel mit Pommes und Ketchup – the one and only”, dann kann man ja einmal etwas anderes probieren. Die abgebildeten fleischlosen Weißwürste schauen zum Beispiel sehr gut aus. Es gibt ein Geschäft in der Josefstädterstraße 47-49 und einen Online-Shop. Warum ist vegan gut für die Welt? Der größte Teil unserer Ackerfläche nimmt der Anbau von Tierfutter in Anspruch. Das ist so wie mit den E-Fuels. Wenn ich das Gemüse gleich selber esse, als es vorher an Tiere zu verfüttern, dann ist das sehr viel effizienter.
Vielleicht fahren die meisten Städter*innen in Zukunft doch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, weil sie besser, zuverlässiger und sicherer geworden sind und lassen das Auto mit E-Fuel einfach stehen oder noch besser, sie kaufen erst gar keines. Die Dinger kann man auch ausborgen.
Dann kann ich nur mehr sagen: “Take the A Train” (Jazz-Fans kennen sich aus)!