Vulkane sind für uns moderne Menschen keine Angstmacher. Sie sind da und sie sind uns egal. Die rauchenden Kegel sind typischerweise auch weit weg. Mein Schrebergarten und vor allem mein Ein-und-Alles, das Auto, sind nicht in Gefahr. Da hau ich mir glatt ein Schnitzel in die Pfanne. Hier irrt Otto Normalösterreicher, wenn ein Vulkan gewisser Größe ausbricht.
Lava, Steine und was sonst so durch die Luft fliegt
Das Gartenhäuschen in Österreich besteht nach einem Vulkanausbruch vermutlich weiter, denn Lavaströme oder Bimssteinregen werden die Rasenmähergarage nicht erreichen. Was die Folgen dieser beiden Naturerscheinungen sein können, kennen wir aus der Geschichte. Römische Städte wie Pompeji und Herculaneum wurden darunter begraben. Tragisch aus menschlicher Sicht, aber ein Segen für Historiker:innen, die eine Zeitkapsel gefunden haben.
Mich haben beide Ausgrabungsstätten sehr beeindruckt, Herculaneum vielleicht noch ein bisschen mehr. Letztere fühlte sich noch “lebendiger” an. Als würden gleich Titus Pullo und Lucius Verenus um die Ecke biegen. Wer die Namen nicht kennt, sollte sich die sehr gut recherchierte Serie “Rom” anschauen. (Auf der DVD-Version gibt es auch einen Modus, der einem historische Informationen anzeigt.) Man findet die beiden auch in Cäsars Buch “Der gallische Krieg” wieder. Sie wurden dort erwähnt, weil sie ständig stritten und sich in den Haaren lagen.
Das ist übrigens keine ausgegrabene Latrine, sondern ein antiker “MacDonaldus”. In den Öffnungen waren Kessel mit Essen und darunter ein Feuer zum Warmhalten. Aber glücklicherweise ist die Gartenhütte nicht bedroht.
Asche und Staub
Im Jahre 1815 gab es einen Vulkanausbruch in Indonesien – also ca. 13.000 km weg von unserem Idyll. Der Tambora spuckte tausende Tonnen Gestein, Asche und Schwefel in die Atmosphäre. Ein Teil dieser Partikel legte sich in höhere Schichten quasi wie Sonnencreme um den Planeten und ließ die Sonnenstrahlen teilweise nicht durch. Die Folgen waren verheerend.
Das Wetter war wissenschaftlich ausgedrückt komplett plemplem. Tagsüber war es nicht so hell wie üblich. Das Wetter war kalt und nass. Hagelstürme fegten über das Land und es gibt Berichte, dass es im Juli auf der Schwäbischen Alb schneite. Das ist nur ein Beispiel von vielen Wetteranomalien, die sich über die verschiedensten Länder verteilten. Die Durchschnittstemperatur war NUR 1 – 2 °C niedriger als sonst. Geoengineering will genau das mit Schwefelpartikel nachahmen. Gute Idee?
Folge 1: Missernten und Hungersnot
Durch das nasskalte Wetter wuchsen Getreide und Kartoffeln nicht wie sonst oder verfaulten auf den Feldern. Das führte zu Hungersnöten und sehr viele Menschen starben. Die Nachkriegsgeneration hat nicht einmal eine Idee davon, wie es ist mit leerem Magen ins Bett zu gehen. Ich übrigens auch nicht. Verhungern ist einfach unvorstellbar. Was im Körper dabei passiert kannst du hier nachlesen: Hungerstoffwechsel.
Die Pflanzen sind schon eingegangen und verfaulen. Der Schrebergarten ist nicht mehr, nur Grundstück und Gartenhaus sind geblieben. Es gibt aber auch kein Schweinefutter mehr und das Schnitzerl ist ebenfalls perdu (franz.: verloren). Otto Normalösterreicher hält sich den Bauch vor Hunger und sucht einen Schuldigen für seine Misere.
Folge 2: Soziale Unruhen
Wenn du nichts mehr zu beißen und noch genug Energie übrig hast, dann nimmst du dir Nahrung, wo du sie kriegen kannst – vom Nachbarn. Otto kann ihn ohnehin nicht leiden. Genau das Gleiche hat der Nachbar auch gedacht. Die beiden kämpfen und stoßen dabei den Gasbrenner um. Vorbei ist es auch mit dem Gartenhäuschen.
Otto hat nur mehr sein Auto und fährt weg, auf der Suche nach Kalorien. “Ach, war die Zeit mit einem Schnitzel schön”, denkt er sich. Aber er kommt nicht weit, weil eine Demonstration ihn aufhält. Wogegen wird protestiert? Der Staat versucht, die Ordnung aufrecht zu erhalten, damit es keine Plünderungen gibt. Damit es anderen nicht so ergeht wie Otto. Die wütenden und hungrigen Menschen brauchen ein Ventil und da bietet sich die Staatsführung an. Zuerst Masken, dann Lock-downs und jetzt gibt es keine Schnitzel mehr. Die Politiker:innen sind an allem schuld. Da biegt ein Polizei-Kordon um die Ecke. Schnell wird Ottos Auto zur Barrikade – ein kaltverformter Haufen Blech.
Was aus Otto geworden ist, hat sich verloren, aber seine letzten Worte sollen folgende gewesen sein: “Weg’n so an deppaten Vulkan hob i ois verlurn.”
Verweise
Ottos Geschichte ist natürlich erfunden, aber nicht so weit hergeholt, wie du vielleicht meinst. Ich mache noch schnell einen Exkurs in der Geschichte. Als Anker soll uns das Jahr 1600 +/_ ein paar Jahrzehnte dienen. Die kleine Eiszeit hatte ähnliche Auswirkungen wie der oben, später auch unten erwähnte, Vulkanausbruch. Damals noch bar jeglicher Kenntnis von den Vorgängen mussten Schuldige gefunden werden.
Die Gerichtsakten aus Bamberg zeugen von einem regelrechten Hexenwahn. Man konnte die Vorgänge in dieser Stadt sehr gut auf Grund dieser Akten rekonstruieren. Für die Mächtigen waren die Hexenprozesse sehr vorteilhaft, weil das Vermögen der Verurteilten dem Bischof und anderen im Umfeld zufiel. Für das gemeine Volk galt: “Irgendwer muss Schuld sein an den kalten Sommern, den Missernten und dem Hunger.” Ein Ventil für das Volk und eine Bereicherung für die Mächtigen. Eine makabere Win-Win-Situation. Es gibt einen Film darüber, der mich sehr betroffen hat, weil mir klar wurde, dass die Mechanismen gleich geblieben sind, da wir Menschen gleich geblieben sind. Es sind dann nicht Hexen, sondern Juden und in Zukunft werden es andere Gruppen sein. “Die Seelen im Feuer”, so heißt dieser Film und ist oder war auf Amazon zu sehen.
In dem Zusammenhang bietet sich auch das Buch von Harald Welzer an: “Klimakriege”.
“Das Jahr ohne Sommer” nannte man die Zeit nach dem Vulkanausbruch. Du kannst hier nachlesen: Stern-Artikel. Es gibt natürlich noch mehr Artikel über dieses Jahr, aber der angeführte ist gut zu lesen.
Naturkatastrophen
Wenn ich von einer Überschwemmung, von denen es inzwischen schon wieder einige gegeben hat, berichte, dann mache ich das nicht, weil ich mich daran ergötze oder dir Angst machen will, sondern damit du eine Idee von der Macht der Elemente bekommst. Ich habe immer noch das Gefühl, dass die Folgen von Extremwetterereignissen unterschätzt werden, nicht nur für Leib und Leben, dem Eigentum, sondern auch für die Wirtschaft.
Wenn das Risiko und Schadenssummen ansteigen, steigen auch die Versicherungsprämien. Wenn meine Produktionsanlagen öfter überschwemmt werden, dann zieht der Betrieb weg, etc. pp.
Wenn du wissen willst, was der Vulkan von nebenan so macht, dann schau auf diese Seite. Andere Naturkatastrophen werden auch aufgelistet.
Übrigens ist in Island wieder einiges los und der Vesuv ist auch etwas unruhig. Von letzterem weiß ich, dass er sehr gut überwacht wird. Aber das nützt uns auch nichts, wenn es Ähnlichkeiten mit 1815 gibt.
Aber wie man auf dem Planeten Vulkan sagt …
… oder so ähnlich.
das Milchmädchen sagt sich jetzt super, Erderwärmung, dann Vulkan, Status quo, perfekt… naja, wenn dem so wäre.
dafür ist Klima zu komplex. wie geht’s eigentlich den Jet streams? die haben ja zu Mäandern angefangen….
Du sagst es, die Jetstream sind oft sehr verbeult. Je nach dem auf welcher Seite der Beule bin ist es kalt oder heiß. Geoengineering könnte große politische Verwerfungen mit sich bringen. Stell dir vor man spannt quasi einen Sonnenschirm auf. Welches Land ist im Schatten und welches nicht?
nachdem der Wind den Sonnenschirm umweht, wird das wohl eher wurscht sein. aber wer weiß, über welchem Staatsgebiet da die Flugzeuge fliegen müssten…