147 Verbrennung

Verbrennung – ein Konzept, welches wir bereits in der Steinzeit angewendet haben. Es hat uns gute Dienste geleistet: Schutz vor Kälte und gefährlichen Tieren, Zubereitung von Speisen und war sozialer Mittelpunkt. Vielleicht können wir uns deshalb so schwer lösen. Ein Feuer im Ofen ist schön und behaglich. So nützlich die Verbrennung für uns Menschen auch war – jetzt verkehrt sie sich ins Gegenteil.

Deutschland und Österreich sind Autoländer. Sagen die jeweiligen konservativen Politiker. Es ist richtig, dass unsere Wirtschaft sehr stark mit der deutschen Automobilindustrie verflochten ist. Wir haben einige Zulieferer und in Graz gibt es einen Autocluster, wo tatsächlich Fahrzeuge produziert werden. Aber man muss sich auch bewusst sein, dass die Automobilindustrie das Herz der deutschen Wirtschaft ist. Wenn das Herz stehen bleibt, kommt es zum Kollaps. Ich weiß, ich klinge jetzt wie ein Abgesandter der WKO, aber ohne funktionierende Wirtschaft gibt es auch keine Transformation von Öl/Gas zu erneuerbaren Energien. Und eine Wirtschaftskrise im großen Stil will sicher niemand.

Die EU beschloss 2023 das Ende des Verbrennungsmotors für PKW ab 2035. Eine Welle von Fehlinformationen und Wehklagen der Industrie brach über die Gesellschaft herein. Die E-Autos wurden schlecht geredet und die Verbrenner in den Himmel gehoben. Die Automobilindustrie wird in sich zusammenbrechen, wenn sie nur noch Elektroautos baut …

Ein Jahr später ist das eingetreten, wovor NICHT gewarnt wurde. Der deutschen Autoindustrie geht es schlecht, weil sie ihre Verbrenner nicht mehr in China verkaufen kann. Natürlich kaufen die Chinesen lieber Elektroautos aus China, so wie die Deutschen Autos aus Deutschland kaufen. Da haben sich die Manager verkalkuliert. Das sage nicht nur ich. Ein ehemaliger VW-Vorstand hat das selbst in einer spannenden Diskussionsrunde im Fernsehen gesagt:

ZDF Markus Lanz: Talk vom 24.10.2024

Die europäische Hybris ist nach wie vor phänomenal. Zuerst haben wir ausgelagert, um Kosten zu sparen, und auf die ungebildete Gesellschaft herabgeblickt. Dann hat China gelernt, wie Technologie und Produktion funktionieren, und angefangen, alles selbst herzustellen. Jetzt ist China dabei, uns zu überholen und zieht auch an den USA vorbei. Der Blick von oben kommt jetzt aus Asien. Die Nachwirkungen des Kolonialismus holen uns wieder ein, denn nichts ist vergessen. Denke zum Beispiel an die Opiumkriege. Großbritannien hat Opium aus ihrer Kolonie Afghanistan nach China exportiert. Das machtlose Kaiserhaus wollte das verhindern, darum kam es zum Krieg. Europa als übermächtiger Drogenbaron ist ungewohnt. Die Auswirkungen waren verheerend und das Bild des Opium rauchenden Kulis, wird nur zu gern in Filmen und Serien verwendet. Würdest du das vergessen, wenn man das mit uns gemacht hätte? Ich glaube nicht.

Copilot et moi

Warum Politiker:innen und Chefetagen so Verbrenner fixiert sind, hängt vermutlich mit der extrem gut funktionierenden Lobbyarbeit der Ölkonzerne zusammen, über die wir schon öfter gesprochen haben. Im Moment lese ich wieder ein Buch, das mich fuchsteuefelswild macht.

Buchcover, Ullstein

Ich zitiere daraus:

Auf dieser Basis kam er [Aviel Verbruggen] zu dem Ergebnis, dass die Summe, die seit 1970 mit Öl und Gas pro Jahr im Durchschnitt verdient wurde, inflationsbereinigt etwa eine Billion US-Dollar betrug. Das entsprich etwa drei Milliarden pro Tag […] Gewinn – nicht Umsatz. Jeden Tag, sieben Tage die Woche, seit über 50 Jahren.

Das ist kein Text aus einem Verschwörungskanal, sondern die Daten stammen aus dem “International Journal of Sustainable Energy Planning and Management, Vol 36, 2022”. Die veröffentlichten Artikel dieser Fachzeitschrift sind peer-reviewed.

Die Gewinne werden internalisiert, die Schäden aber externalisiert. Normalerweise müsste der Verursacher für den Schaden aufkommen. Das passiert aber nicht. Der Katastrophenfond wird nicht von der Erdölindustrie befüllt, sondern von uns Steuerzahler:innen. Wer so hohe Gewinne hat, so große Schäden anrichtet, so viel Geld für globale Lobbyarbeit ausgibt, kann auch für die Schäden aufkommen. Bitte nicht vergessen, die Erdöl- und Gasfelder sind die größten Kohlendioxid-Emitenten überhaupt. Da rede ich nicht von den Abgasen des Mopeds vom Nachbarn. Verklagen, verklagen und noch mal verklagen. Die Öl- und Gasindustrie muss endlich zur Verantwortung gezogen werden. In den Niederlanden hat Shell schon eine Klage verloren (gerade in Berufung). Es ist David gegen Goliath. Die Budgets der NGOs sind Peanuts im Vergleich zur Ölindustrie. Aber wir wissen wie es damals ausgegangen ist.

Ich kann dir nur empfehlen, selbst Bücher zum Thema “Klimaerhitzung”zu lesen. Oder schau dir zumindest Dokus an. Du findest hier eine Auswahl.

Kontrollierte Verbrennung hat eine mysthische Seite, ist aber nicht mehr zeitgerecht.

146 Chaos

Chaos bedeutet, dass etwas unvorhersehbar ist. Manche haben schon lange darüber gewitzelt, dass der Wetterbericht nicht stimmt. Kein Wunder, denn Wetter ist grundsätzlich ein chaotisches System. Allerdings hat es sich über die Jahrtausende vorhersehbar eingespielt. Es haben sich auf dem Planeten dauerhafte Winde (z.B. Jetstream) oder Strömungen (z.B. Golfstrom) herausgebildet, die Einfluss auf das lokale Wetter haben. So weit so wunderbar. Die Landwirt:innen dieser Welt wissen, wann sie ihre Saat ausbringen müssen, worauf sie achten müssen und wann sie ernten können. Das hat 10.000 Jahre funktioniert und dann wurde die Industrie vorangetrieben, mit all ihren Errungenschaften und natürlich auch ihren Nachteilen: fossile Brennstoffe. Vor gut 200 Jahren (Dampfmaschine) fing es an und in den letzten 100 (Automobil) haben wir das gut eingespielte chaotische System in Gefahr gebracht. Eigentlich ist das Wetter nicht in Gefahr, sondern wir Menschen.

Copilot et moi

Ich bat Copilot ein Bild von Chaos mit Natur und Menschen zu machen. Die KI hat sich glatt geweigert, weil es gegen die Richtlinien verstößt. Es kann uns quasi solche Grauslichkeiten nicht antun. Da geht mir wieder da Schiach an. Oben siehst du das Bild “Chaos” von Copilot und mir. Auch schon schön schiach.

Ich bin ein wisschenschaftsaffiner Mensch und halte nichts von Aberglauben wie Esoterik. Da du meinen Blog schon länger liest, so hoffe ich, weißt du, wie Wissenschaft funktioniert und was die Zeitschrift “Nature” für eine Bedeutung hat. Wenn nicht, dann schau bitte hier nach: 55. Jedenfalls bin ich über den Blogeintrag von “scientistsforfuture” gestolpert, der mich heiß und kalt erschauern ließ:

Klima Overshoot: Gibt es ein Zurück nach 1,5 Grad Celsius?

Ich erlaube mir daraus zu zitieren:

400 Gigatonnen CO2 enthalten 109 Gigatonnen Kohlenstoff, das ist fast ein Sechstel des derzeit in den Wäldern der Erde gespeicherten Kohlenstoffs. Die Wälder, die diesen Kohlenstoff ab 2050 aufnehmen sollen, müssten jetzt gepflanzt werden, weil nur reife Wälder die erforderliche Aufnahmekapazität haben. Tatsächlich verlieren wir aber derzeit jährlich 0,33 Prozent unserer Wälder.

Darüber hinaus erhöhen höhere Temperaturen  –  selbst für kurze Zeit  –  das Risiko von Kipppunkten, die das Erdsystem oder Teile davon in einen völlig neuen Zustand versetzen könnten. Zu dieser Schlussfolgerung gelangen Annika Högner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Tessa Möller vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse in Laxenburg, Österreich (T. Möller et al. Nature Commun. 15 , 6192; 2024) in einer im August veröffentlichten Studie.

 Leitartikel in der Zeitschrift Nature: Neue Forschungsergebnisse kommen zu dem Ergebnis, dass einige Erdsysteme wahrscheinlich nicht in ihr vorheriges Gleichgewicht zurückgeführt werden können, selbst wenn man davon ausgeht, dass die Entfernung des überschüssigen CO2 machbar ist.

Es gibt noch mehr Infos, aber ich halte es da wie die KI – ich kann dir nicht alles zumuten. Aber es wird sicher alles auf der momentan stattfindenden Klimakonferenz COP16 in Kolumbien besprochen werden.

Wer den von Menschen gemachten Klimawandel bestreitet, wie dieses Schwammerl, das ins Parlament einziehen wird …

Copilot & moi

… der kann nach Bologna ziehen. Eine schöne Stadt, die ich schon besucht habe, aber sie ist schon wieder überschwemmt, das 4. Mal in 1,5 Jahren (Manuel Oberhuber). Irgendwann werden die Wiedererrichtungskosten sehr viel höher sein, als die Investitionskosten, die das verhindert und Rendite abgeworfen hätten. Dieser nicht vorhandene Gedankengang unserer Politiker:innen der großen Parteien erzeugt Chaos in meinem Kopf. Ich verstehe das nicht.

Zum Abschluss noch ein Reißer, Verzeihung, ein reißender Fluss. Die Zusammenfassung von Yellow Dot Studios vom 17.10.2024, die 700 Liter pro Quadratmeter in 48h in Frankreich und Bologna sind da noch nicht dabei.

145 Schwammerl

Schwammerl sind ja etwas Schönes. Im Wald und auf der Wiese findet man die hübschesten Exemplare. Leider sind nicht alle genießbar, aber dazu später mehr.

Über das Pilzseminar habe ich schon in 144 berichtet. Juan Martinez, der Pilzexperte, hat auch einen Instagram-Account, den ich hier liebend gerne verlinke:

derpilzator

Er sprach davon, dass es wahrscheinlich bis zu 10.000.0000 verschiedene Arten gibt, die man manchmal nur anhand der DNA unterscheiden kann, weil sie unterirdisch leben und für das Auge gleich aussehen. Wir wissen so vieles nicht über unseren Heimatplaneten, sei es unter der Erdoberfläche oder in der Tiefsee.

Wer mehr über die Schwammerl wissen möchte, kann sich auch bei Juans Pilz-Partner informieren. Sie machen auch YouTube-Videos und haben eine Website:

pilzvergnuegt.com

Wie bereits erwähnt gibt es schöne Schwammerl, die leider auch schön giftig sind.

moi; Giftpilze – nicht essen!

Manche Pilze leben in Symbiose mit Bäumen und geben Mineralien ab, die sie aus dem Boden lösen, im Gegenzug erhalten sie Zucker. Andere leben als Parasiten und geben nichts zurück, und schließlich gibt es noch die Destruenten. Sie zersetzen totes Holz und führen es dem Lebenskreislauf wieder zu. Die Natur hat eine 100%ige Kreislaufwirtschaft entwickelt, nichts bleibt übrig, nichts wird verschwendet. Hätten wir doch solche Verfahren auch für unsere Produkte. Dann bräuchten wir keine Mülldeponie, es gäbe kein Mikroplastik, kein Garbage-Patch

moi

Das kleine Fass hat als Dekoration ausgedient. Feuchtigkeit, Bakterien und weißliche Pilze haben den Deckel zum Einsturz gebracht. Spannend finde ich aber, dass unter dem Fass eine Menge Asseln leben – Dekoration für die einen, Lebensraum für die anderen.

Das Parlament wurde vor kurzem renoviert, aber die Gerüchte reißen nicht ab, das neue Schwammerln dort einziehen und alles kaputt machen wollen – genau so wie bei dem alten Fass. Zuerst sieht man sie nicht, aber wenn sie da sind ist es fast zu spät. Man hat so gar die Spezies dieser Schwammerl bestimmen können. Es ist der giftige, blaue Dümmling.

Copilot et moi

Bleib stark!

144 Pilze

Pilze sind heute die gute Nachricht, aber die kommt erst am Ende des Textes. Vorher müssen wir leider noch immer über Erdöl sprechen.

1 giftiger, einige ungenießbare und ein paar essbare Pilze

Apropos, zu Beginn des 20. Jahrhunderts schossen Bohrtürme wie Pilze aus dem Boden, sie pumpen seither flüssige Kohlenstoffverbindungen aus dem Boden und die beteiligten Menschen verdienen sich dabei eine goldene Nase. Ist bei der OMV auch nicht anders, habe ich mir sagen lassen. Aber es geht hier nicht um eine Neiddebatte, sondern um die Erkenntnis. Wenn es ein Geschäft gibt, mit dem Menschen sehr, SEHR viel Geld verdienen können, dann werden sie diese Einkommensquelle mit allen Mitteln verteidigen. Nur Österreich allein hat im Jahr 2022 € 9.800.000.000,- für Erdöl und € 7.800.000.000,- für Erdgas ausgegeben. (energyagency.at) Diese Wertschöpfung hätte ich lieber im eigenen Land.

Lasse dir zur Verdeutlichung die Zahlen, die Greenpeace zusammengestellt hat, auf dem Kleinhirn zergehen. (Pssst! Frontalcortex wäre besser)

Stop drilling, start paying (Soviel Geld können wir uns gar nicht vorstellen. X-Link)

Und weil es so eindrucksvoll war, ein anderer Zugang zu dem Thema.

Greenpeace und Lego “Awesome” (YouTube) Das Video ist mehr als gelungen und kommt ohne Zahlen aus.

Und dann hätten wir noch die BBC, welche die MISINFORMATION-Strategy der Erdölunternehmen unter die Lupe nimmt.

Links zum BBC-Artikel oder einfacher Reschke-TV auf 79.

siehe Bild links oben

Was diese allegorischen Figuren so anrichten, kann man sich ansehen. Yellow Dot Studios gleichen den Mangel an Infos in den Medien ein wenig aus. Das Hochwasser in Niederösterreich war schlimm, aber mitnichten ein Einzelereignis.

Die Zusammenfassung einer Woche vom 3. Oktober 2024. Bosnien-Herzegowina ist da noch gar nicht dabei. Don’t look up!

Das war jetzt harter Tobak und darum wird es Zeit für etwas Entspannung: Pilze

Am Samstag habe ich über die VHS-Traiskirchen ein Pilz-Seminar besucht. Der Seminarleiter war Juan Martinez, ein Biologe. Seine Begeisterung für diese Lebewesen hat er innerhalb weniger Minuten weitergeben können. Fussballerisch ausgedrückt: Ich war enthusiasmiert. Wir sind dann noch gemeinsam in den Wald gefahren und haben nach diesen Wunderwerken gesucht. Durch den vielen Regen der letzten Tage gibt es jetzt erstaunlich viele Pilze – Glück im Unglück. Während ich hier schreibe, verdaue ich gerade panierte Parasol-Kappen. Yummi! Aber hüte dich vor Unwissenheit! Die Miniversion des Riesenschirmlings kann tödlich sein. Wenn du Pilze suchst und erntest, dann solltest du dich auskennen. Juan bietet an verschiedensten Orten Seminare an. Demnächst sollte ich noch mehr Infos bekommen. Bleib dran!

Pilze schmecken gut, haben aber auch schon die Geschichte beeinflusst: siehe Kaiser Claudius. Wenn dich gerade diese Epoche interessiert, dann schau dir diese Serie an: Ich, Kaiser und Gott. (auch Stream oder DVD) Alt, aber gut!

Falls du lieber auf der Couch bleibst, und keine Pilze suchen möchtest, dann hätte ich noch eine geistreiche Mockentary von Christoph Schwarz für dich: Sparschwein.