Boden

Grundsätzlich denken wir Menschen über den Boden nicht nach. Wir wollen ein Häuschen im Grünen, Straßen damit wir schnell dort hin kommen und uns dann auf die betonierte Terrasse setzen. In einem Augenblick sitzen wir noch, die schöne Aussicht genießend, im anderen Moment hatte jemand anderer die gleiche Idee und setzt uns sein Häuschen vor unsere Terrasse. Damit ist nicht nur der Boden versiegelt, sondern es ist auch die Aussicht weg. Wir dürfen das, der Nachbar natürlich nicht.

Der Boden unter unseren Füßen wird schon gerne als Dreck bezeichnet, vor allem dann, wenn wir auf keinem befestigten Weg stehen. Falscher kann man gar nicht liegen, denn einfach ALLES hängt vom Boden ab. Entweder essen wir Getreide und Gemüse direkt oder andere Pflanzen über einen Umweg über Tierfutter, welche diese dünne und empfindliche Schicht hervorbringt.

Aufbau des Bodens

Tomáš Kebert & umimeto.org, Wikipedia

Schematisches Bodenprofil. Allgemeiner Aufbau. Schichtung in Horizonten. O ( 0 – 5 cm): Organischer Auflagehorizont. A ( 5 – 25 cm): A-Horizont – Mutterboden. B ( 25 – 75 cm): B-Horizont – Mineralischer Bodenhorizont aus verwitterten und zermahlenem Gestein. C ( 75 – 120 cm): C-Horizont – Mineralischer Bodenhorizont R

Welche Bodenarten es gibt, kannst du dir hier anschauen.

Funktionen des Bodens

Lebensraum und Pflanzenwachstum

Die Schichten o, A und B sind eigentlich ein “Superorganismus” für sich, wenn die nötigen Bedingungen gegeben sind. In diesen Schichten existieren sehr viele Kleinstlebewesen, die den Boden belüften. Somit bekommen sie auch genügend Sauerstoff und der Boden kann Wasser aufnehmen und halten. Gleichzeitig verwerten sie die organischen Reste, die von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden. Das Produkt dieser Verwertung nennt man Humus. Im Boden leben auch unzählige Mikroorganismen, die sich positiv auf den Lebensraum auswirken. Knöllchenbakterien, zum Beispiel, versorgen Pflanzen mit Stickstoff. Last but not least, versorgen Mykhorriza-Pilze die Pflanzen mit Phosphor, dafür werden sie mit Nährstoffen von der Pflanze versorgt. Diese Anführung ist nur exemplarisch, natürlich leben noch andere Spezies im Boden, wie du der Grafik entnehmen kannst. Hier ein Erklärvideo zu Humus.

Ein funktionierender, sprich lebendiger Boden, ist eine nachahmenswerte Kreislaufwirtschaft.
Alles wird verwertet, nichts bleibt über und es entsteht kein Schaden.

Bodenatlas 2015 (Global 2000)

Siehe dazu auch GEOkompakt Nr. 72 “Unser Wald”, Gruner + Jahr, 2022

Wasserspeicher

Einerseits hängt die Speicherkapazität von der Art des Bodens ab, andererseits von der Anzahl der Lebewesen. Wie schon erwähnt hilft die Grabetätigkeit der Tiere Wasser zu leiten, aufzunehmen und zu halten. In der Grafik ist das klar erkennbar.

Bodenatlas 2015 (Global 2000)

Je verdichteter und versiegelter der Boden ist, desto mehr Wasser wird an der Oberfläche abgeleitet. Das bedeutet das der Boden trocken bleibt und die Gefahr für Überschwemmungen steigt.

Filterfunktion

Grundwasser das sich unter Waldboden bildet gilt als besonders sauber, weil Pflanzen, Pilze und Bodenbewohner das Wasser filtern.
GEOkompakt Nr. 52 “Unser Wald”, Gruner + Jahr, 2017

Kohlenstoffsenke

Bodenatlas 2015 (Global 2000)

Früher hat man Moore trocken gelegt, damit man Torf gewinnen kann. Heute sollte man den umgekehrten Weg gehen, damit Lebensraum für gefährdete Tiere und Pflanzen geschaffen und sehr viel Kohlendioxid gespeichert wird. In Schrems kann man im “Unterwasserreich” sehr viel über Moore lernen.

Bodenatlas 2015 (Global 2000)

Gefahren für den Boden und damit für die Menschen

Erosion

Der Mutterboden kann sehr schnell vom Wind verweht und von Wasser weggeschwemmt werden. Ist der gute Boden erst einmal weg, regeneriert er sich schwer bis gar nicht. Das kommt auf die vorherrschenden Bedingungen an, wie Klimazone, vorherrschendes Wetter, Bodenbeschaffenheit, umgebende Biotope etc.

Wie erodierter Boden aussieht, kannst du hier sehen.

Hier kannst du dir ein Erklärvideo zu Bodenerosion ansehen.

Kann sich der Boden von selbst wieder erholen, spricht man von Degradation, kann er es nicht, von Desertifikation. Hier ein Erklärvideo dazu.

Verdunstung

1 °C höhere Temperatur führt zu mehr Verdunstung des Wassers im Boden und es bedeutet 7 % höhere Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre. Das bedeutet das an einem Ort der Boden austrocknen kann und in der angrenzenden Region ein Extremniederschlagereignis stattfinden kann. Die Feuchtigkeit wird je nach Windsituation weggetragen oder nicht. Der Klimawandel verändert die Niederschlagsmuster, was für die Landwirtschaft ein großes Problem darstellt. Man kann auch generell sagen, je heißer es wird, desto trockener wird es. 1, 2

Künstliche Bewässerung und höherer Meeresspiegel

Unter bestimmten Umständen kann künstliche Bewässerung zu einer Versalzung des Bodens führen. Ein Erklärvideo dazu findest du hier.

Steigt der Meeresspiegel dann schwappt das Meerwasser auch weiter an Land. Das führt dazu, dass Boden ins Meer geschwemmt wird und das angrenzende Land stärker versalzt. Die steigenden Durchschnittstemperaturen führen zum Abschmelzen von Eis, das sich an Land befindet: Gletscher, Grönlandeisschild, Eis in der Antarktis als Beispiele, dadurch steigt der Meeresspiegel.

Bodenversiegelung

Die Fläche Österreichs ist, so wie jede Fläche eines x-beliebigen Staates, nicht vermehrbar. Die Landfläche des Planeten ist es auch nicht. Je mehr Flächen wir verbauen, asphaltieren, betonieren etc., desto weniger Boden bleibt für die Landwirtschaft und für Flora und Fauna und für die Versickerung von Niederschlägen über. Ein versiegelter Boden ist auch tot und schwer wieder zu beleben. Siehe auch diesen Beitrag des deutschen Bundesamtes.

Die Österreichische Raumordnungskonferenz hat diese Maßnahmen zur Eindämmung der Bodenversiegelung empfohlen.

Landwirtschaft

Links die Basis für BIO-Landwirtschaft, rechts konventionelle mit “Kunstdünger”. Bodenatlas 2015 (Global 2000)

Die konventionelle Landwirtschaft schädigt auf Dauer den Mutterboden, weil mit den “chemischen Düngern” nur die Pflanzen mit Nährstoffen versorgt werden, aber nicht die Bodenlebewesen. Daher nimmt ihre Anzahl ab und der Boden kann sich nicht regenerieren.

Durch die schweren landwirtschaftlichen Maschinen wird der Boden auch zunehmend verdichtet und dadurch kann weniger Wasser aufgenommen werden und die Bodenorganismen haben es noch schwerer zu überleben.

Durch maschinelle Bodenbearbeitung kann es zu Bodenerosion kommen, welche den guten Mutterboden wegweht oder wegschwemmt.

Die bessere Alternative ist biologische Landwirtschaft und/oder Agroforstwirtschaft. Biobauern düngen organischen Düngern und Humus, damit wird der Boden verbessert. Bei der Agroforstwirtschaft werden Felder mit ca. 5 m breiten Grünstreifen umrandet, die auch Bäume beinhalten. Diese Umrandung vermindert die Bodenverdunstung, speichert Wasser und verbessert die Artenvielfalt. Hier ein Video des ZDF zu diesem Thema.

Laut Bodenatlas 2015 (Global 2000) gehen jährlich rund 24 Mrd. Tonnen fruchtbarer Boden durch falsche Nutzung verloren. Es dauert mehrere tausend Jahre bis sich eine dünne Schicht fruchtbarer Oberboden bildet, aber nur eine Stunde starken Regens um ihn zu verlieren. Die Website Bodenwelten drückt es anders aus: “Die Menge an Erde, die ein Bagger in einer Minute ausgräbt, hat viele Jahrhunderte benötigt, um “Boden” zu werden. Um genau zu sein: 15.000 Jahre dauert es im Durchschnitt, bis ein Meter Boden entsteht.

Böden sind in menschlichen Zeiträumen nicht erneuerbar,
also müssen wir unseren fruchtbaren Mutterboden schützen.

Foto: Pixabay: Patricia Maine Degrave

Die Bodenbewohner sind nicht eklig, sondern für das Überleben der Menschheit notwendig. Der WWF sieht das auch so und hat das Regenwurm-Manifest veröffentlicht.


1 Der-Klimawandel, S. Rahmstorf, H. J. Schellnhuber, 7. Auflage, 2018, C. H. Beck
2 =Klimawandel=, Marcus Wadsak, 2020, Braumüller


“Das leise Sterben”, Buch

Kiss the Ground, Doku

Der Weltbiodiversitätsrat ipbes (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) hat 2020 einen Bericht über “Das globale Assessment der biologischen Vielfalt und ökologischen Leistungen” heraus gebraucht.

www.bodenwelten.de

Bodenatlas 2015 von GLOBAL 2000