Framing bedeutet so viel wie, eine Information in einen Bedeutungsrahmen setzen, der die Information in ein bestimmtes Licht setzt. Einfaches Beispiel dazu ist das berühmte zur Hälfte gefüllte Glas.
Wenn man das Glas als halb voll bezeichnet, schreibt einem das Publikum die Eigenschaft “optimistisch” zu. Sagt man halb leer, dann ist man “depressiv“. Die Information, das Glas ist zur Hälfte gefüllt, hat sich aber nicht verändert. Gerade Framing wird von Lobbyist*innen und Politiker*innen sehr gerne für ihre Zwecke verwendet.
Nehmen wir einmal einen beliebten Begriff für den globalen Temperaturanstieg: “Klimaerwärmung” Hier haben wir bereits angewandtes Framing, denn der Begriff löst bei uns dieses Bild aus:
Endlich in der Antarktis in der Badehose sonnen und Wein schlürfen. Ist doch ganz angenehm, oder? Genau das ist problematisch. Die Klimaerhitzung, ein anderes Wort für die gleiche Info, klingt viel unangenehmer. Framing eben.
Letzte Woche, in 95, habe ich Messdaten präsentiert und du solltest die von Kanada finden. Wahrscheinlich hast du nicht danach gesucht. Hier sind sie.
Links die momentane globale Temperatur in rot relativ zu den Daten von 1850 bis 1900. Gefällt mir nicht. Aber jetzt Trommelwirbel! Rechts sehen wir, wie viel Fläche in ha heuer in Kanada gebrannt hat. Tusch! Das gefällt mir erst recht nicht. Das sprengt den Rahmen im Bezug zu 1990 bis 2022. Ein Wiener würde “Oidaaa”, als Ausdruck des Erstaunens von sich geben.
Liegestuhl zu Waldbrand ist wie Klimaerwärmung zu Feuerklima. Oder Klimafeuer? Ganz weiß ich es noch nicht, aber du kannst mir in den Kommentaren schreiben, was du bevorzugen würdest. Denk nicht an die Liegestühle! Schon zu spät. Sondern schau dir lieber dieses Bild an, welches viel treffender ist. Das wäre mein Framing.
Das Feuer macht die Dringlichkeit und die Gefahr deutlich. Wenn ein Feuer nicht gelöscht, wird brennt es immer weiter. Der Feuerwehr haben wir bis jetzt das Wasser abgedreht und tatsächlich gießen wir jeden Tag buchstäblich Öl ins Feuer. Wenn wir den Treibhausgas-Ausstoß nicht auf NULL reduzieren, wird es immer heißer und noch heißer. Oidaaa!
Wirtschaft
Ein anderes Framing, welches gerne von den Politiker*innen verwendet wird, ist Folgendes: die Wirtschaft als kranker Körper. “Die Wirtschaft ist krank. Sie muss erst einmal gesunden (wenn wir in einer Rezession stecken)”.
Komplexe Systeme mit Metaphern beschreiben liegt auf der Hand. Die Frage ist nur, welches Framing ich verwende. Bleiben wir bei dem Vergleich.
Ja, wir brauchen die Wirtschaft! Wir brauchen auch die freie Marktwirtschaft. Davon bin ich überzeugt. ABER diese freie Marktwirtschaft kann es nur in Grenzen geben, die der Gesetzgeber vorgeben muss. Die Wirtschaft, darf die Menschheit nicht gefährden, indem sie ohne Rücksicht auf Verluste Treibhausgase in die Luft bläst, Regenwälder rodet, die Meere ausfischt, die Umwelt vergiftet und vermüllt. Du merkst, da hapert es offensichtlich noch an den Gesetzen. Es ist offensichtlich, dass nicht einige wenige, die Lebensgrundlage aller aufs Spiel setzen dürfen. Die Gewinne werden privatisiert und die Umweltschäden dürfen die Steuerzahler berappen. Da stimmt etwas nicht. Das ist alles andere als gesund.
Apropos das Bild von der gesunden Wirtschaft. Wenn die freie Marktwirtschaft innerhalb der Grenzen agiert, wo sie niemandem schaden, dann ist es gesund und das linke Bild. So wie es jetzt ist, ähnelt die Wirtschaft mehr einer Krebszelle, die ihre Funktion verloren hat und den gesamten Organismus in den Abgrund reißt. (Ich hoffe, dass der Vergleich niemanden zu nahe geht, aber einen besseren fand ich nicht. Falls doch, möchte ich mich entschuldigen.)
Eigentlich sollte die Politik das machen, was sie seit jeher predigt. Sie tut es aber nicht. Der Staat hat der Wirtschaft Infrastruktur zur Verfügung zu stellen – in diesem Fall Strom aus erneuerbaren Quellen, Wasserstoff, Stromleitungen (an denen hapert es im Moment auch), öffentlicher Verkehr, elektrifiziertes Transportwesen und Förderungen für einen grünen Umbau der Wirtschaft. Der Schlüssel ist der grüne Strom. Der Rest kommt von selbst. Wo liegt das Problem? Sind vielleicht Einzelinteressen im Weg? Dieser Umbau auf eine umweltfreundliche Wirtschaft, wäre meine bevorzugte Therapie.
Inspiration
Tatsächlich habe ich mir das nicht aus den Fingern gesogen. Ein lieber Freund und Verfechter der freien Marktwirtschaft hat mir ein Buch geschenkt. Mein Erstaunen war groß, dass der Autor genauso denkt wie ich: freie Marktwirtschaft in engen Grenzen für ein Überleben der Umwelt und der Menschheit. Und Philipp Krohn hat mir auch die Wichtigkeit des Framings bewusst gemacht. Ein großer Dank an euch beiden.
Freie Marktwirtschaft ist nicht per se schlecht – ganz und gar nicht. Sie muss nur in den Grenzen des Planeten und der Vernunft betrieben werden. Wir denken schneller kapitalistisch, als wir glauben. Mache ein Geschäft auf und das BWL-Gedankengut kommen von selbst. ABER man muss nicht über das Ziel hinausschießen. Wusstest du, dass viele Manager Eigenschaften aufweisen, die man auch Serienkillern zuschreibt? Das System der Boni, kurzfristige Denkweise und der Mangel an Empathie sind eher die Probleme, als freie Marktwirtschaft. Schluss mit dem Alpha-Mänchen-Gehabe und Gier zur emotionalen Befriedigung!