63 Gas

Wenn wir in unserer Wohnung Gas riechen, dann verfallen wir in leichte Panik. Wenn die WKO schreibt, dass wir in Österreich Gas gefunden haben, bricht wilder Freudentaumel aus und die Euro-Zeichen leuchten in ihren Augen. Mir ist mehr zum Weinen.

Was Erdgas in der Umwelt anrichtet, kannst du in Methan nachlesen und das Förderanlagen zu den größten Klimagasemittenten gehören in Satellite of Love. Zu Fracking kommen wir weiter unten.

Mit Gas grillen ist sooo reaktionär!

Gas in Oberösterreich (Molln)

Clemens Neuhold vom “Profil” hat die Geschäftsführung von ADX interviewt: ADX Energy-CEO Paul Fink und ADX-Österreich-Chef Alan Reingruber. Das australische Unternehmen will das Gasvorkommen in Molln fördern. Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

Wahrscheinlichkeit tatsächlich Erdgas zu finden: 20 – 30%; 18 km Pipeline (mit Verdichter oder ohne?); Zeithorizont bis Erdgas fließt: ca. 3 Jahre; Staat verdient 22 % des Marktpreises pro m3; Bundesforste haben Grundstücke schon verpachtet; Gas MUSS nicht nach Ö verkauft werden.

Profil, 20.01.2023

Wie man schnell erkennt, verdienen viele Beteiligte gutes Geld an diesem Vorhaben. Die Bundesforste, der Finanzminister, die Unternehmen die Bohren, Bauen und Warten, die Gemeinden etc. Die Menschheit verliert – aber das ist ja egal. Das Argument, dass wir unabhängiger von russischem Gas wären, zieht nur bedingt, da das geförderte Gas gar nicht nach Österreich verkauft werden muss und bis das erste Gas strömt, ist hoffentlich der Ukraine-Krieg auch vorbei. Spätestens dann hat die Welt Russland wieder lieb und Europa kauft wieder (mehr) russisches Gas, was zu niedrigeren Marktpreisen führen wird. 22 % von wenig, sind auch 22 %. Spannend ist auch die Frage, mit wie vielen Mio. € der Staat Österreich ADX fördert, damit sie das Gas gewinnen?

Die Schäden werden aber dauerhaft sein, durch Schlupf und Verbrennung!

Ich bin dagegen!

Fracking in Niederösterreich

In dem Beitrag “Fracking ist nichts für Sensible”, erklärte ich dir, wie Fracking funktioniert und was die Probleme dabei sind. In der “MIT Technology Review 7/2022” habe ich noch einige zusätzliche Fakten gefunden. Der Artikel von Hanns-J. Neubert “Fracking ist für Deutschland auch keine Lösung” beleuchtet noch einige Aspekte, die mir vorher nicht klar waren. Ich habe sie für dich zusammen gefasst.

Die Hälfte des eingepumpten Wassers kommt wieder hoch und bringt gelöste Stoffe wie Bromid, Chlorid, Barium und radioaktives Strontium an die Oberfläche.

Ein Frac bleibt nicht lang produktiv und muss in der Nähe neu aufgebrochen werden, dadurch reiht sich Bohrloch an Bohrloch. Die Verwendung von Geothermie wird dadurch auch erschwert und der Flächenverbrauch ist enorm.

Es ist bereits zu spät. Es müsste eine regelrechte Industrie für Fracking-Chemie und der Behandlung des Rückflusswassers errichtet werden. Das könnte in ca. 3 Jahren gelingen, bis jedoch nennenswerte Mengen Gas gefördert werden können, vergehen weitere 10. Da wären wir dann im Jahr 2036. Das geht sich mit dem Ziel der Klimaneutralität zeitlich einfach nicht aus.

MIT Technology Review 7/2022

Lassen wir das Gas wo es ist und konzentrieren wir uns auf umweltfreundliche Energiegewinnung. Erneuerbare Energien werden ein Wettbewerbsvorteil für die Wirtschaft werden, wenn der CO2-Rucksack der Produkte auf deren Preise umgelegt werden. Beginnen wir lieber erneuerbare Energie zu gewinnen, Stromspeicher zu bauen und Wasserstoff zu produzieren. Wenn schon bohren, dann für Geothermie.

Ich hoffe, der “Vielleicht-Gasfund” bleibt nur heiße Luft!

56 Fracking ist nichts für Sensible

Mit dem Angriff auf die Ukraine hat Russland eine energetische Denkkaskade ausgelöst. Sobald eine vermeintliche Knappheit von Erdgas in den Köpfen herumschwirrte, dachte man über Alternativen nach. Statt beim totalitären Aggressor wurden auf der arabischen Platte Lieferanten gesucht. Viel besser! (zwinker, zwinker) Im Zuge dieser Überlegungen kam auch das Thema „Fracking in Österreich“ wieder auf.

Schauen wir uns so eine Fracking-Förderung von Erdgas an. Der rechte Teil des Bildes, welcher “unkonventionelle Lagerstätten” zeigt, ist der interessante.

Von MagentaGreen – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, wikipdiea

Wie funktioniert Fracking prinzipiell?

Wasser und Chemikalien wird mit hohem Druck, und wir sprechen hier von ca. 300 bis 1000 bar, in das Bohrloch gepresst, damit das Gestein der Lagerstätte Risse bekommt. Diese Spalten werden mit Stützmittel und anderen chemischen Stoffen offen gehalten. Sollte der Druck nicht ausreichen, wird das Wasser mit Substanzen vermischt, welche die Rissbildung erleichtert. Durch diese Risse entweicht das Erdgas, welches gefördert wird. Quelle

BEER (Bio Enhanced Energy Recovery)-Fracking?

Um diese Methode geht es in Österreich. Prof. Herbert Hofstätter von der Montan-Uni in Leoben hat ein anderes Verfahren entwickelt. Hier wird Wasser mit Kaliumkarbonat (Pottasche) in die Gesteinsschicht gepresst. Als Stützmittel werden Keramik, Sand oder Glaskügelchen verwendet. Die verpönten Chemikalien, der konventionellen Methode, soll hier durch Maisstärke ersetzt werden. Es soll wesentlich günstiger und umweltschonender sein. Quelle

Es ist nicht natürlich nicht so einfach, wie ich es geschildert habe. Das sollte klar sein. Du kannst deine Nase in ein Paper über diese Methode aus der Abteilung der Montan-Uni stecken, damit du eine Idee davon bekommst.

Die BEER-Methode wurde vor Jahren patentiert und die OMV wollte es schon 2012 im Weinviertel einsetzen. Quelle

Eine Liste von den Substanzen, die im konventionellen Verfahren verwendet werden, kannst du hier nachschlagen. Du musst relativ weit nach unten scrollen, damit du sie findest.

Umweltgefahren

Seismische Auswirkungen

Durch das Einpressen der Flüssigkeit, können Erdbeben entstehen. Wo seismische Spannungen schon vorhanden sind, ist dieser Effekt größer. In der Schweiz gab es Erdbeben, zwischen 1,5 und 3,4 auf der Richterskala. Quelle Ab 4 können Risse in den Hauswänden auftreten. Quelle Es ist bei uns zwar unwahrscheinlich, dass es zu einem größeren Beben kommt, aber … kann man es 100% ausschließen? Ich wurde von einem schon geweckt. Mein selbstgetischlertes, garantiert nicht eisenfreies Bett hat derart geklappert während des Bebens, dass ich wach wurde. Das war gruselig. Für Immobilieneigentümer stellen sich dann folgende Fragen, wenn es doch zu Schäden kommt: Wer zahlt die Reparaturen? Wie weist du den Zusammenhang zwischen Fracking und Gebäudeschaden nach? Die Erdbebengefährdung kannst du hier nachschauen.

Wasser

Beide Verfahren brauchen Unmengen an Wasser. Bei beiden Verfahren werden Chemikalien eingesetzt, auch wenn das BEER-Verfahren umweltschonender ist. Als Laie stelle ich aber trotzdem die Trinkwasserversorgung an die erste Stelle. Verunreinigungen wird es vermutlich da wie dort geben, und zu glauben, dass es keine Leckagen oder Unfälle gibt, fände ich naiv. Passieren kann immer etwas!

Wer das Thema Fracking auf dem Radar hatte, weiß dass sich in den USA durch diese Förderart Erdgas mit Grundwasser vermischen kann. Wer einen Hausbrunnen hat, ist für Fracking nicht mehr Feuer und Flamme. Der ARD hat eine Reportage zum Thema Fracking gemacht und hat die Eigenschaften dieses Wasser-Erdgas-Gemisches gezeigt. Die findest “brennendes Wasser” bei der Zeitmarke 0:28.

Fläche und Lärm

Wer sagt, dass Windkraftanlagen die Gegend verschandeln, mag ein Ästhet sein, aber dann muss das auch für Bohrtürme, Chemikalientanks, Wasseraufbereitungsanlagen etc. gelten. Wer Druck erzeugt braucht Pumpen, die Lärm erzeugen. Hier nachzulesen.

Mehr Quellen

Hier findest du noch andere Informationsquellen:
Profil
Industriemagazin
FAZ
Quarks
Lesch

Meine Meinung

Wenn die BEER-Methode billiger und umweltfreundlicher ist, dann würde sie bereits eingesetzt. Amerikaner können kaum dem Wort billiger widerstehen, wenn ihnen damit mehr Gewinn überbleibt. Seit ungefähr 10 Jahren hatte die fossile Welt Zeit, die Methode einzusetzen – hat es aber anscheinend noch nicht getan. Der Erfinder möchte sein Werk endlich umgesetzt wissen, dafür hat er hart gearbeitet. Das respektiere ich. ABER:

Dieses ganze Geld, welches durch die Köpfe der Fracking-Befürworter schwebt, könnte man in die Errichtung von Windkraftanlagen, Stromspeicher, Wasserstoff-Elektrolyseure, Geothermiebohrungen etc. stecken. Alles ist besser als wieder Anlagen zur Förderung fossiler Brennstoffe zu errichten. Damit muss endlich Schluss sein. Was Erdgas verursacht kannst du hier nachlesen.

Deswegen habe ich auch die Petition von Greenpeace unterzeichnet.

Bei dem Thema bleib leider nicht cool. Bis demnächst!