Wie gerne haben wir Geschichten, in denen eine Figur das Böse darstellt und von der Figur des Guten besiegt wird? Wir lieben sie. Eigentlich handeln fast alle Geschichten von diesem Kampf. Von der Liebesschnulze, bei der es einen fiesen Charakter gibt, über den Krimi, bis zum Horror-Schocker. Mit Verlaub, das sind Projektionen aus unserem Inneren. Das Ringen zwischen Gut und Böse spielt sich immer in uns selbst ab, auch wenn wir die Arena des Kampfes, aus dem Bewusstsein verbannt haben. In unseren geistigen Kerkern ist das Biest in Ketten, aber wehe es wird losgelassen. Der Mensch ist das Böse – kein Satan, kein Dämon, kein Geist, kein Irgendetwas.
Bild: Pixabay, Gordon Johnson
Klima und Gewalt oder Klima der Gewalt
Wenn viele Landstriche unbewohnbar werden, die Städte an den Küsten überschwemmt sind, Trinkwasser und Nahrung knapp sind – dann hat die Menschheit, so wie wir sie kennen, ein existenzielles Problem. Ein Verteilungskampf entbrennt. Unsere wunderbaren, zivilisierten Regeln werden sich in Luft auflösen, wenn es um das nackte Überleben geht. Diese langfristige Sicht wird beim Klimawandel gerne übersehen, weil es zu unangenehm ist.
Wer trotzdem gern sehenden Auges in die Zukunft blicken will, dem kann ich nur das Buch “Klimakriege” von Harald Welzer, einem Soziologen, ans Herz legen.
Auf alle Fälle empfehle ich diesen Podcast von Thomas Elbert, einem Neuropsychologen, der sich mit dem Thema Kriegsverbrechen im weitesten Sinne beschäftigt hat. Wenn ich es zusammenfassen müsste, würde ich wieder auf das hier kommen: der Mensch ist das Böse. Aber irgendjemand oder irgendetwas sei Dank, nicht alle Menschen erliegen den Mechanismen, die uns zu Bestien macht.
Ich muss dich aber warnen. In dem Interview werden folgende Themen angesprochen: Mord, Vergewaltigung, Folter, Kannibalismus etc. !!!!!!
Kinder der Gewalt
Eine Aussage in diesem Interview war für mich besonders wichtig. Herr Elbert sagte, dass schwere Misshandlungen in der Kindheit eine Bedingung für gewalttätiges Verhalten im Erwachsenenalter sind, aber nicht jeder Misshandelte wird ein Gewaltverbrecher. Hier hake ich ein. Mir ist es bis jetzt noch immer schleierhaft, warum der Staat nicht mehr auf das Wohl der Kinder achtet. Meines Erachtens, wäre es wichtig verpflichtende Gespräche mit den zukünftigen Eltern zu führen, welcher Erziehungsstil sinnvoll und wünschenswert ist. Dazu braucht es auch niederschwellige Hilfestellung ohne Drohszenario. Eine Behörde kann nur die nächsthöhere Instanz sein. UND es braucht mehr bezahlte Kinder- und Jugendtherapieplätze. Unbedingt!
Noch einmal zu Erziehungsstil. “Ich schlage dich, damit etwas wird aus dir.”, ist nicht gemeint. “Kind du kannst machen was du willst, ich bin zum Erziehen zu faul” und/oder “Ich nehme mir keine Zeit für dich, dafür kaufe ich dir etwas”, auch nicht. Liebevoll sein, Grenzen aufzeigen ohne psychische und physische Gewalt, ZEIT für das Kind nehmen und konsequent sein, wäre schon ein guter Anfang. Kinder loten Grenzen aus. Sie gehen in ihrem Verhalten weiter und weiter, bis sie auf Widerstand stoßen. Das ist ganz normal und wichtig für die Entwicklung. Diese erfahrenen Grenzen geben ihnen Sicherheit. Sie wissen wie sie sich zu verhalte haben, damit ihnen nichts geschieht. Ach übrigens, viele Eltern arbeiten auch gegen einander, was der eine verbietet, erlaubt der andere. Das ist für alle Beteiligten schlecht. Dieses Thema geht leider ins Unendliche, darum ziehe ich hier vorerst den Schlussstrich.
Zusätzliche Infos und Weisheiten
In den Magazinen GEOkompakt Nr. 49 “Das Böse nebenan” und in GEO Wissen Nr. 69 “Die Psychologie des Bösen” wurde das Thema auch verständlich besprochen.
Die antiken Römer sprachen: “Homo homini lupus est.” Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf – und die mussten es ja wissen, da sie durch Raubzüge und Eroberungskriege an die damalige Spitze der Zivilisationen kamen, jedenfalls im Mittelmeer-Raum. Genau diese Römer haben die Basis für unsere Gesetzgebung gelegt, vielleicht weil sie wussten, dass der Mensch gezähmt werden muss. (Nachtrag: der weise Spruch stammt von Thomas Hobbes)
Die Kriegsverbrechen sind weit weg. Leider nicht – weder zeitlich noch örtlich. Trotzdem schöne Ostern